Die 60iger


In den 60igern dreht Elvis drei Filme pro Jahr, insgesamt kommt er auf stolze 31 Spielfilme in 22 Jahren. 1961 steht Elvis nur noch dreimal auf der Bühne. Doch seine Filmkarriere nimmt Fahrt auf: Elvis erntet für seine Leistung in Jailhouse Rock erstmals gute Kritiken als Schauspieler, während er selbst seinen vierten Kinofilm King Creole für einen seiner besten Filme hält.1963 hat er mit Fun in Acapulco den Film des Jahres und verdient fortan 750.000 $ pro Streifen.

Da der kommerzielle Erfolg bei anspruchsvolleren Filmen wie Flaming star oder Wild in the country geringer ausfällt, wird Elvis’ Rolle fortan endgültig auf das Genre der Teenager-Musikkomödie festgelegt, in der er einen charmanten und vor allem singenden Sunnyboy an einem möglichst exotischen Urlaubsort, umgeben von vielen hübschen Mädchen, darstellen muss. Anfangs werden noch acht Wochen Dreharbeiten benötigt, zum Ende seiner Filmkarriere ist Elvis’ Part bereits nach zehn Tagen eingespielt. In diesen Filmen, die wie vorgefertigte Hamburger wirken, wird Elvis auf den harmlos grinsenden Lieblingsschwiegersohn der Nation reduziert. Doch die Kombination Platte und Film sind ideale Werbeträger auf wechselseitiger Basis.


Jerry Lee muss nach seinem jähen Karriereabsturz wieder durch die Clubs tingeln und macht dabei auch Station in Europa. Der Rock’n’Roll ist mittlerweile weichlich und schlaff geworden; nur einer rockt weiter: Im Star Club Hamburg nimmt der Louisiana Fireball am 5.4.1964 das beste Live-Album der Rockgeschichte auf. Folgerichtig nennt er seinen folgenden Longplayer The greatest live show on earth – ein weiteres Zeitzeugnis seiner überragenden Bühnenpräsenz.

Seine Single-Auskopplungen – bis auf What’d I say 1961 – floppen jedoch regelmäßig. Da der Name Jerry Lee Lewis geächtet ist, nimmt er Instrumentaltitel unter dem Pseudonym The Hawk auf. Bei weiteren Aufnahmen spielen sogar andere Pianisten auf der heiligen Tastatur einige Titel für Jerry Lee ein, z.B. Charlie Rich bei The Ballad of Billy Joe, der Versuch, einen unmittelbaren Antwortsong auf den Cash-Hit Don’t take your guns to town erfolgreich zu platzieren. Vergeblich.


Auch Elvis, der Mitte der 60er mit seiner Filmkarriere in eine Sackgasse geraten ist, findet seine Songs nur noch in den unteren Chartpositionen, da sich die Lieder mittlerweile genauso ähneln wie die Filmdrehbücher. Anders bei Johnny Cash: Ring of fire ist 1963 acht Wochen auf No. 1, und auch international ist dieser Song über verdrängte Liebe sein größter Erfolg. Das Lied hatte Merle Kilgore zusammen mit June Carter geschrieben, die darin Cashs Sucht und ihre unterdrückte Leidenschaft zu ihm beschreibt. Cash und Carter sind beide zu diesem Zeitpunkt noch mit anderen Partnern verheiratet, aber seit langem ineinander verliebt. Bereits seit 1961 wird Cash von June Carter und der Carter Family auf seinen Tourneen begleitet.

Die Beatlemania erfasst Anfang 1964 Amerika. Nachdem die vier Pilzköpfe im Jahr zuvor in England noch als Vorband von Roy Orbison spielten, erzielen die FabFour bei ihrer ersten Amerikatournee im Februar neue Zuschauerrekorde – mit im Gepäck ihre erste No. 1 I want to hold your hand und etliche Rock’n’Roll-Klassiker (u.a. von Carl Perkins). Bei sechs (eigenen) No. 1-Hits innerhalb eines Jahres sind die Beatles bereits im August 1964 wieder im Lande. Während der nächsten Amerikatour im Folgejahr kommt es zum historischen Treffen zwischen den Beatles und Elvis in Graceland.